Donnerstag, 10. September 2015

10/09/15

Ich hab mein Zimmer bezogen. Weiße Wände zu hellem Boden. Der Wein ragt ins Fenster hinein. Die hellen Möbel sind im Raum platziert. Es macht sich schon Chaos breit. Das Regal ist vollgestopft mit Büchern. Der Schreibtisch ist belegt mit allerhand Papier. Der Stuhl überhangen von Klamotten. Das Bett zerknautscht. Der Boden voller verblassender Momentaufnahmen.

Und ich liege in meinem Bett und bin am Rechner, schreibe einen Bericht.

Wie viele Tage ist es her, dass ich hier eingezogen bin? Lass mich lügen. Heute haben wir den 10. September. Eingezogen bin ich am 1. Das war ein Dienstag. Seitdem verbringe ich die Tage mit der Einrichtung, meinen Mitbewohnern und der Stadt. Schöne Cafés sind bereits bezogen, ein ordentlicher Club zum Tanzen gefunden, Bars auch. Der Weg hinan die Fulda, die Markthalle mit ihrem Angebot, das Geschäft für Materialfetischisten. Die Hügel der Stadt, ein auf und ein ab.

Es gibt Sachen zu erledigen, zu klären, bevor das Studium anläuft. Es gibt Sachen zu kaufen, die man eben braucht, wenn man nicht mehr die Möglichkeit hat, alles von seinen Eltern zu schnorren. Das Geld gleitet dir zwischen den Fingern hindurch, ohne dass du es richtig wahrnimmst. Auch jetzt sind Kopien zu machen und Einschreiben bei der Post aufzugeben. Auch will ich Kaffee trinken umgeben von einer wohligen Café-Kulisse.

Abends hocke ich in der Wg mit Jörn, meinem Mitbewohner. Wir essen und kochen und reden und sind müde. Und dann sagt er: können wir dort noch hin und morgen zeig ich dir das und auch das brauch ich noch, lass uns dort hin. Und ich frage mich, ob er kaum Freunde hat, dass er so viel Zeit für mich hat. Und ob ich ihm nicht auf die Nerven gehe. Ich, die ewig Korrekte, das kleine Naivchen, die prüde Langeweile.